Thierry Blanc machte im Herbst des vergangenen Jahres eine Pilgerfahrt der besonderen Art: Er fuhr mit dem Velo von Herzogenbuchsee nach Jerusalem. Ein Gastbeitrag von Thierry Blanc.
«An einem Dienstagmorgen – es ist der 30. September 2014 – breche ich zu meiner Reise nach Jerusalem auf. Über Luzern (Übernachtung in der dortigen Jugi) erreiche ich am zweiten Tag Zürich, von wo es bei schönstem Wetter über Flums nach Vaduz (dritter Tag), und vom Ländle über den Vorarlberg bis hinunter nach Landeck geht. Es spricht sich übrigens rasch herum, dass ich nach Jerusalem fahre – alle sagen «Grüss Gott» zu mir …
Das Tirol hinunter – durch Nauders und über die italienische Grenze – fahre ich via Bozen und Trient im Südtirol in die Poebene. Nach einem Abstecher über Venedig erreiche ich nach 10 Tagen Triest. Von dort aus durchquere ich Slowenien und gelange entlang der Küste nach Kroatien auf eine Insel bis nach Pag, dann Vodice, Trogir, Split, Neum und schliesslich Dubrovnik.


Nach dem schönen Dubrovnik geht’s weiter nach Montenegro, genauer gesagt in die Hafenstadt Kotor, die sozusagen am Vierwaldstättersee der Adria liegt. Die Steigung von 1’000 Metern hinauf nach Cetenje ist die schönste meines Lebens – was für eine Aussicht! – und die Gegend dort wunderschön.


Nun verschlechtert sich das Wetter und ich bin komplett durchnässt, als ich in der nordalbanischen Stadt Shkodër ankomme (dazwischen halfen mir montenegrinische Zollbeamte meinen im Hotel vergessenen Pass wieder zu bekommen!). Die Kaltfront hält an, während ich nach Burrel im Landesinnern und dann weiter nach Mazedonien fahre bis nach Struga. Den schönen See lasse ich allerdings rechts liegen und über einen Pass mit Schnee erreiche ich Bitola, die zweitgrösste Stadt Mazedoniens. Am nächsten Tag geht es durch kohlegeschwängerte Luft ins griechische Edessa und tags darauf nach Thessaloniki. Der Küste entlang und nach zweimal wildem Campieren erreiche ich nach 37 Tagen Istanbul.
Drei Tage verweile ich in der türkischen Metropole, dann geht’s weiter: Eine Fähre bringt mich nach Mudanya. Von diesem Luftkurort führt mich die Route landeinwärts über die anatolische Hochebene: İnegöl, Kütahya, Afyonkarahisar, Akşehir, Konya, Karaman, Mut. Es ist Herbst und der Winter naht. Die Temperaturen sind tief, morgens um 6 bis 8 Grad, mittags gibt es maximal 15 Grad. Die Strassen sind gerade und langweilig – doch die Gastfreundschaft der Menschen ist umwerfend!


Die tagelang ersehnte Abfahrt (1’600 Höhenmeter) an die Küste wird mir mit Regen versaut. An der Küste vor der Überfahrt nach Zypern gönne ich mir dafür einen Besuch im Hamam und so erreiche ich gereinigt die Insel am nächsten Morgen. Die Querung von Zypern ist anstrengend, der Pass hoch und das Wetter kalt, doch ich erreiche Limassol nach einem Zwischenhalt in Agros.
Per Schiff geht es leider nicht nach Israel, nur per Flug. Um Mitternacht Ankunft auf dem internationalen Flughafen Ben Gurion nahe Tel Aviv, einige Stunden Schlaf im Flughafen, dann auf nach Jerusalem – teilweise über den Highway No. 1, eine Autobahn. Nach fünf Stunden im Zickzack stehe vor der Altstadt von Jerusalem am Damaskustor (Bab al Amud). Geschafft!»
Mehr Details zur Reise finden sich auf dem (englischsprachigen) Blog von Thierry Blanc
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