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Radhose T.Campionissimo: Im Renneinsatz getestet

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Unser Verkaufsberater Fabian Obrist, der in der Amateurklasse Quer- und Strassenrennen fährt, hat mit der Radhose T.Campionissimo_S7 das Topmodell von Assos im Renneinsatz getestet. Sein Fazit: Wer bereit ist, knapp 400 Franken zu investieren, bekommt auch was dafür: eine hochwertige und gutsitzende Radhose mit Kompressionswirkung.

«Mit 399 Franken kann man eine Menge schöner Dinge anstellen: Mit der Freundin richtig dick ausgehen, 30 Mal ins Kino gehen oder im Denner 40 10er-Träger Bier holen. Oder man kauft sich eine Radhose, die zwar nur schwarz ist, dich aber laut Hersteller wie eine unsichtbare Hand schieben sollte – quasi ein E-Bike auf der Haut. Ein goldenes Logo und der goldene Bundabschluss geben zu verstehen, dass es sich hier um etwas Besonderes handeln muss. Leute mit einer Schwäche fürs Exklusive werden dem Haben-wollen-Reflex nicht widerstehen können und der Versuchung nachgeben. Dass die T.Campionissimo_S7 von Assos nicht entwickelt wurde, um nur in die nächste Cappuccino Bar zu fahren versteht sich von selbst und so testete ich die Hose im vergangenen Monat bei diversen Renn- und Trainingseinsätzen.

Radhose Assos Campionissimo Test

Im Renneinsatz getestet: Fabian Obrist unterwegs mit der Radhose T.Campionissimo_S7 von Assos. (Bild: Elisa Haumesser)

Das erste Mal

«Fühlt sich an wie eine 20-Franken-Aldi-Hose», dachte ich mir, als ich die Hose zum ersten Mal in meinen Händen hielt. Nicht dass ich jemals im Aldi eine Hose gekauft hätte – würde sich aber bestimmt so anfühlen. Assos verbaut spezielle Fäden in spezieller Anordnung, woraus sich eine Kompressionswirkung ergibt. Alle Mütter werden jetzt wahrscheinlich aufhören weiterzulesen, weil sie das mühselige Anziehen satt haben, allen anderen sei kurz erklärt: Um einer Thrombose vorzubeugen, werden Strümpfe angezogen, welche die Durchblutung fördern, die Muskeln bzw. Blutbahnen werden komprimiert, und das Blut wird schneller zurück zum Herzen befördert. Funktioniert auch mit Bier- statt Babybauch, und die Technologie geniesst besonders im Marathon- und Langdistanzbereich einen guten Ruf – sehen einfach pardon: verschissen aus, die Kniestrümpfe. Das Anziehen erfordert etwas Feingefühl, da das Material empfindlicher ist als üblich. Assostypisch sitzt das edle Stück sehr satt am Körper, die Kompression macht sich am Oberschenkel angenehm spürbar ohne einzuschnüren. Das Polster ist ungewohnt dick, das so genannte KUKU-Penthouse hält des Mannes bestes Stück an Ort und Stelle.

Let’s race #1

Als Rennfahrer ist einem das Beste grade gut genug, und so stand ich bekleidungsoptimiert an der Startlinie des Merida Bike Cups in Altstätten im St. Galler Rheintal. Die neidischen Blicke blieben aus, alle fokussierten das Hinterrad ihres Vordermannes – Amateure, dachte ich, die wussten ja nicht, mit welcher Wunderwaffe ich sie gleich in Grund und Boden fahren werde. Der Startschuss fiel, und ich wartete auf die unsichtbare Hand, die mich zum Sieg stossen sollte. Ich wartete vergebens, und so trat ich halt selbst in die Pedale. Trotz gefühlten 50 Grad im Schatten machte sich das dicke Polster nicht unangenehm spürbar, einzig eine Stelle wo verschiedene Nähte zusammenlaufen drückte etwas – dazu muss aber gesagt werden, dass mein Sattel nach Komfort-, sondern Gewichtskriterien ausgesucht wurde. Da nach gut 40 Minuten Renndauer meine Siegesambitionen zeitgleich mit der Luft aus dem Reifen verschwanden und mein Rennen somit beendet war, ich aber noch voll auf Zucker und Koffein gepusht weiterfahren wollte, sattelte ich kurzerhand aufs Rennvelo um und machte mich auf den Heimweg nach Winterthur (130 km). Dank gestreckter Position sowie Sattelüberhöhung spürte ich die zusammenlaufenden Nähte nicht mehr, dafür erzeugte das breit angesetzte Sitzpolster etwas Reibung, besonders in Unterlenkerposition. Das Polster selbst ist nicht durchgehend angenäht, womit sich die Scheuerstellen in Grenzen hielten.

Let’s race #2

Assos ist im Tessin sesshaft, das Tessin ist ein bisschen wie Italien, und Italiener finden MTBs doof – anders lässt sich für mich nicht erklären, warum die Hose auf dem Rennrad passt wie angegossen und auf dem Bike einfach nicht recht sitzen möchte. Inzwischen stehe ich an der Startlinie in Diessenhofen, die Nummer am Rücken, das Carbongeschoss zwischen den Beinen und die Kronjuwelen im KUKU-Penthouse platziert. 100 Runden à 860 Meter zu fahren, gespickt mit Zwischensprints, entweder um Geld oder um Punkte für den Gesamtsieg (was noch mehr Geld gibt). Und da war er, der erste neidische Blick eines Kontrahenten. Er fährt für die Mannschaft des VC Mendrisio, der Kleidung von Assos trägt, aber anscheinend nicht genug Erfolg hat, sonst hätten seine Fahrer sie ja wohl auch die Luxushose. Klarer moralischer Vorteil für mich. Die Art des Rennens ist klar: Kette rechts (ganz rechts) und Unterlenkerposition – so, dass bereits nach der ersten Runde der Blutgeschmack in den Mund steigt. Normalerweise kriege ich gegen Ende eines langen Rennens stets Krämpfe in den Oberschenkeln, heute «nur» in den Waden, was sich sehr wahrscheinlich auf die Kompressionswirkung zurückführen lässt. PS: Die unsichtbare Hand hat mich heute etwas gestossen: Platz 10 im Gesamtklassement, bester Amateur und ordentlich Prämien kassiert. Eine kleine Scheuerstelle habe ich nach wie vor vom breiten Polster.

Let’s race #3

Diesmal mit Sitzcreme in der Hose (ein schreckliches Gefühl), stellte ich mich auf einen langen Tag ein, 150 km, gespickt mit 2000 Höhenmetern sollten das Tagespensum sein. Das Rennen war sehr taktisch, sprich: sehr langweilig, entsprechend viel Oberlenkerposition wurde gefahren. Die Scheuerstellen sind verschwunden. Ob es an der Sitzcreme lag oder am gemächlichen Tempo (37,5-er Schnitt) weiss ich nicht.

Let’s race  #4

Den Pfingstmontag verbrachten die meisten Leute in der Badi, im kühlen Wohnzimmer oder im Kühlschrank. Da wir Rennfahrer allesamt einen an der Waffel haben, starteten wir bei einem Rennen bei 36 Grad und über 140 km. Mit Berg versteht sich. Ich trank so viel ich konnte bzw. so viel ich für mich behalten konnte, und es war trotzdem zu wenig. Das Niveau war sehr hoch, von den 120 Startenden erreichten 32 das Ziel. Ich selbst  gab nach 90 km das Rennen auf, fuhr rechts ran und ging in die Fest Beiz. Positiver Nebeneffekt: Selbst am Streckenrand mit einem Bier in der Hand machst du mit der T.Campionissimo_S7 eine gute Figur.

Fazit

Es ist jedem selbst überlassen, ob er 399 Franken in eine Hose investieren möchte oder nicht, ich jedenfalls bin sehr zufrieden damit und kann sagen, dass sie ihr Geld wert ist. Die Scheuerstellen sind verschwunden, wahrscheinlich mit Hilfe der Sitzcreme. An das dicke Sitzpolster habe ich mich relativ schnell gewöhnt und empfinde es als sehr angenehm, besonders bei längeren Fahrten. Das KUKU-Penthouse hält was es verspricht – im wahrsten Sinne des Wortes! –, und die Qualität ist assostypisch auf höchstem Niveau. Ob jeder die Kompression spürt, kann ich nicht sagen. Sie gibt aber sicherlich einen moralischen Vorteil :-) »

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